1000LUX

Geschichten aus Luxemburg

Kleine Helden

Das Wörterbuch beschreibt einen Helden als jemanden, der sich besonders erfolgreich für andere einsetzt. Ein Wort, das eine ebenso glanzvolle Person beschreibt, die aber ihr Heldentum nicht nach außen richtet, sondern nach innen vollbringt finde ich gerade nicht. Diese Personen verdienen dieser Bezeichnung. Es mag vielleicht aus meinem Munde zynisch klingen, aber das soll es gar nicht. Dies soll frei von Sarkasmus ein melodiefreies Loblied auf ihre Leistungen sein. Diese Menschen stehen ihrem Dämon gegenüber, Auge um Auge und festentschlossen siegreich aus der Begegnung nach Hause zu gehen.

Wir befinden uns in einem öffentlichen Schwimmbad im Herzen Luxemburgs. Es ist Freitagabend, nicht voll, nicht leer, gerade angenehm. In einer Ecke sitzt mit Zettel und Stift ein kleiner unsportlicher Mann auf eine Liege und genießt die Sonne. Neben dem Nichtschwimmerbecken erstreckt sich das größere Basin. Ältere Herren ziehen einsam ihre Bahnen. Sechs Leute auf 3 Bahnen und irgendwie schaffen sie es sich nicht zu behindern. In einer Ecke des Beckens versammelt sich eine Gruppe Menschen.

Sie alle sind zwischen 25 und 40 Jahren alt.
Sie sind aller Geschlechter- und Hautfarbkombinationen.
Sie alle eint der bunte gebogene Schaumgummizylinder, den sie alle unter ihren Arm geklemmt haben. Dieser ist auch der einzige Hinweis darauf um was für Menschen es sich handelt. Nichtschwimmer.

Der Instruktor steht im Wasser und ermutigt nach für nach jeden ins Wasser zu springen. Das ist die Erste der heutigen Übungen. Jedem entgegnet er aufmunternde Worte, jeweils in der passenden Sprache. Ein Sprung vom Beckenrand, sonst als verbotener Spass gebranntmarkt, dient nun als kleine Überwindung und als ersten Angriff gegen den Dämonen. Man kann ihnen nicht ablesen warum sie dort sind. Haben sie als Kind nie schwimmen gelernt? Verabscheuen sie Schwimmbäder? Haben sie Angst, Hydrophobie, Germophobie? Oder kamen sie einfach nie dazu? Es ist egal. Sie haben den ersten Schritt getan, den Mut aus dem Schrank geholt, die Zweifel an der Garderobe abgegeben und nun folgt der erste Sprung.

Bei Einigen sieht es schon gut aus, bei Anderen mehr nach Intelligentem Fallen, bei einer wie sitzen. Mit der Schaumstoffschwimmhilfe unter die Achseln geklemmt geht es als nächstes an die 100m Schwimmen. Von weitem sieht man die Tapferen auf ihren Bahnen, links und rechts abstehend die aufrechtstehenden Schaumgummistengel. Anschließend geht es noch einmal an 50m – diesmal ohne Schwimmhilfe.

Mit gewisser Erleichterung, aber auch erkennbarer Zufriedenheit beenden die Meisten ihre Aufgaben. Nächste Woche gehen die Übungen weiter. Einige sind überenthusiastisch und bleiben noch etwas im Wasser. Es ist eine wahre Inspiration, Der faule Sack im Liegestuhl sollte sich was schämen.

12. Juni 2009